Praktikumsbericht von Livia Meier

Liebe Lesende:r, herzlich willkommen zu meinem Praktikumsbericht. Ich bin Livia Meier, 21 und absolviere derzeit das dritte und letzte Jahr der Fachmittelschule, Fachrichtung Information & Kommunikation an der Kantonsschule Rychenberg. Ein dreimonatiges Praktikum ist ein fester Bestandteil dieses letzten Jahres. Da ich mich für Fotografie begeistere, suchte ich zielstrebig ein Praktikum in diesem Fachgebiet. Ich wurde auf die Stellenausschreibung von Boris Baldinger aufmerksam. Auf seiner Website sah ich, wie engagiert er ist.

Ich erhoffte mir ein Praktikum, welches so vielfältig ist wie seine Homepage. Dies hat mich motiviert, mich bei ihm zu bewerben.

Startschuss

Mein Praktikum begann am 1. Januar 2022. Anfänglich stand eine Kampagne mit IT Rockt an. Bereits dort musste, konnte, durfte, hatte ich die Gelegenheit, Behind the Scenes zu filmen und zu fotografieren. Boris drückte mir die Kamera in die Hand und sagte, „mach mal“. Ganz schön viel für den Anfang. Das Jonglieren des Fotografierens und beinahe zeitgleichen Filmens überforderte mich anfangs komplett. Und manchmal war das, was sich am Shooting ereignete, so spannend, dass ich komplett vergass zu filmen. Doch es zahlte sich aus: Dadurch, dass ich ins kalte Wasser geworfen wurde, eignete ich mir in kurzer Zeit sehr viel Wissen an.

Inhalt des Praktikums

Das Praktikum beinhaltete breitgefächerte Tätigkeiten. Nebst dem Behind the Scenes Fotografieren und Filmen hatte ich die Gelegenheit, mir die Bildbearbeitung auf Lightroom und das Filme schneiden auf Final  Cut Pro, anhand von Tutorials anzueignen – oder zumindest das  Grundwissen dazu. Ich lernte das exakte Sichern von Daten, damit die Fotos nach drei Monaten nicht im Nirwana landen. Und ganz wichtig: Auch externe Festplatten brauchen ein Back up!!! Einmal dachte ich, ich hätte die externe Festplatte im Zug vergessen… davon war noch kein Back up erstellt. Boris reagierte sehr gelassen, was mich erstaunte, denn ich bangte um Foto und Videomaterial aus ganzen zwei Monaten. Als ich herausgefunden hatte, dass diese gar nicht im Zug lag, sondern sich zu Hause befand, fiel mir ein Stein vom Herzen. Doch es lehrte mich, wie essenziell die Backup-Erstellung von digitalen Daten und externen Festplatten ist. Nebenbei durfte ich eigene Fotoprojekte realisieren. Boris stellte mir die Aufgabe, jeden Monat ein Fotoprojekt durchzuführen. Dort konnte/durfte ich meiner Kreativität freien Lauf lassen. Ganze 20% meiner Arbeitszeit durfte ich für diese Projekte aufwenden.

Fotoprojekte

Das fand ich, ich kann es nicht anders sagen – «super cool». Das Umsetzen bereitete mir viel Freude. Für das erste Shooting wollte ich einen Mond an eine Wand einer verlassenen Fabrikhalle projizieren. Ich hatte alles geplant, war vor dem Shooting drei mal an der Location und fühlte mich vorbereitet. Doch als das Shooting losgehen sollte, war der Schlüssel zur Stromversorgung verschwunden und als dieser dann gefunden war, funktionierte der Beamer nicht. Da kam ich kurz ganz schön ins Schwitzen. Dies lehrte mich, dass man noch so gut vorbereitet sein kann, Unvorhergesehenes kann immer passieren. Deshalb ist Spontanität und Nerven behalten essenziell. Einfacher gesagt als getan. Mit dem Endergebnis war ich dann doch zufrieden. Um die Erfahrungen aus den verschiedenen Fotoprojekten bin ich sehr dankbar. Dank diesen habe ich meine Komfortzone verlassen. Hier ein paar Einblicke der verschiedenen Fotoprojekte.

Mehr als „Knipsen“

In letzter Zeit sind mir immer wieder ähnliche Aussagen zu Ohren gekommen, die wie folgt lauten: «Dank modernster Technologien der Kameras kann heute jede:r Fotograf:in sein.» und : „Wir haben alle Zugriff auf Smartphones, heute ist doch jede:r irgendwie Fotograf:in.“ Nach vier Monaten Praktikum bei Boris kann ich diese These eindeutig widerlegen. Denn: Für gute Bilder braucht es mehr als nur eine Kamera, technische Kamerakenntnisse und ein Sujet. Der Beruf des Fotografen umfasst verschiedene Tätigkeitsbereiche. Doch gerade diese Vielfältigkeit braucht verschiedene Kernkompetenzen, welche man beherrschen muss.

Nebst dem Können des technischen Aspektes, der Kamerabedienung, ist man sein:e eigene:r Marketingchef:in, für die Finanzen zuständig, für die Infrastruktur etc. Die Annahme, dass man den ganzen Tag fotografieren kann, ist schlicht falsch. Die prozentuale Arbeitszeit, in der man tatsächlich die Kamera in der Hand hält, liegt nach meinen Beobachtungen im Praktikum definitiv unter 40%. Zentral in der Portraitfotografie ist der soziale Aspekt und wie man Connections erschafft. Boris schafft es während den Shootings, den Menschen vor der Kamera Selbstsicherheit zu verleihen. Dies spiegelt sich in seinen Fotos wieder.

Vielseitige Kunden

Die Shootings, an denen ich dabei war, waren sehr vielfältig. Von Nagra, Barry Callebaut bis hin zu einem Shooting, welches in den Bergen stattfand: Ein Shooting für die Bergbahnen Flumserberg.

Anbei einige Behind the Scenes Bilder, die ich bei den verschiedenen Fotoshootings aufgenommen habe.

Auf dem Weg zu den Shootings konnte ich Boris Fragen stellen, die er fortlaufend mit seinem Fachwissen beantwortete. Boris pflegte eine offene Kommunikation. Verbesserungsvorschläge hatten immer Platz. Seine reflektierte Art habe ich sehr geschätzt. 

Wenn kein Shooting stattfand, arbeitete ich im Coworking H13 in Rapperswil. Dort befindet sich auch das Büro von Boris. Das angenehme Arbeitsklima und die vielseitigen Begegnungen mit den Menschen, die neben Boris im Workspace arbeiten, habe ich (nebst den feinen Apéros die es gab) sehr geschätzt.

Das habe ich anders erwartet

Ich hatte zu Beginn gedacht, dass ich am Ende des Praktikums weiss, ob ich den beruflichen Weg als Fotografin verfolgen möchte. Reflektiert ist klar: als Praktikant:in hat man andere Aufgaben als ein:e Fotograf:in. Man macht Behind The Scenes und arbeitet nicht direkt mit Kund:innen zusammen. Wie es ist als Fotograf:in zu arbeiten, weiss man erst, wenn man es probiert. Da reicht eine rein theoretische Vorstellung im Kopf und ein Praktikum nicht. Man muss es selbst erfahren. Die Erlebnisse im Arbeitsalltag bei Boris gaben mir wichtige Anhaltspunkte der beruflichen Aspekte. Das Praktikum bot mir die einzigartige Gelegenheit, selbst ins Handwerk der Fotografie einzusteigen, jedoch auf dem Beifahrersitz. 

Zum Schluss

In Erinnerung bleiben mir die spannenden Gespräche mit Boris und die vielfältigen Erlebnisse. Und auch wenn ich noch nicht weiss, ob ich den Beruf als Fotografin einschlagen werde – ich bin gespannt, wie ich das in dem Praktikum gesäte Wissen später ernten werde.

Und ganz zum Schluss:

Quintessenz des Praktikums: Es war definitiv so vielfältig wie die Homepage.